Gäbe es die Welt, wenn sie nicht erzählt würde? Mit dem Ursprung der Astrologie sind Erzählungen verbunden, deren Intention darin besteht, die Welt zu erklären, zu deuten und verständlich darzustellen.
Von allen Welten ist die erdachte die früheste.
Von allen Ursprüngen ist der gewollte der früheste.
Von allen Schöpfungen ist die Entstehungsursache die früheste. [27]
Ursprünglich bezeichnete das indische Wort mãyã eine magische Kraft oder den durch eine solche Kraft manipulierten Gegenstand. In den Texten der Upanischaden und Vedãnta kennzeichnet mãyã dagegen die als Illusion oder Blendwerk aufgefasste materielle Welt, die so lange als wirklich angesehen wird, bis diese Perspekive durch eine höhere Erkenntnis aufgehoben wird. [28] Wie die indische Philosophie entlarvte auch der chinesische Daoismus die verbreitete Neigung des Menschen, das fehlzudeuten, was ist, die ihn umgebende Welt der Gegenstände und Situationen, die ihm qua Konvention als wahr vermittelt wurde. In den Erkenntnissen der Quantentheorie ausgedrückt: Ein Phänomen ist so lange nicht real, bis ein Beobachter es aus der Anonymität hebt und ihm die Züge seine Subjektivtät verleiht. Die Illusion der Wirklichkeit ist die Ursache eines leiderfüllten Daseins, lehrt der Buddhismus, das allein durch die Unkenntnis (ind. avidyã) über die wahre Natur der Wirklichkeit entsteht. Alle Probleme des modernen Menschen entstehen aus den Illusionen, die er sich über sich selbst, seine Umgebung und seine Existenz macht. In einer Episode in dem Roman Pu baut ein Haus entschließen sich Pu und Ferkel für I-Ah ein Haus an einen geschützten Platz zu bauen. Als willkommenes Baumaterial verwenden sie einen, am Waldrand aufgestapelten Haufen Stöcke, woraus sie das Haus bauen. Als I-Ah später seinen Haufen Stöcke, das heißt sein Haus, nicht mehr findet, macht er sich auf die Suche danach und trifft auf Pu und Ferkel:
»Wo stand es, hast du gesagt?« fragte Pu.
»Genau an dieser Stelle,« antwortete I-Ah.
»Und es war aus Zweigen?«
»Ja.«
»Ach!« seufzte Ferkel.
»Was? « fragte I-Ah.
»Ich habe nur »Ach!« gesagt,« erwiderte Ferkel verlegen. Und damit man ihm nichts
anmerken sollte, summte es ein paarmal nachdenklich »Tamte-Ram« vor sich hin.
»Bist du sicher, daß es ein Haus war? fragte Pu. »Ich meine, weißt du bestimmt, daß
das Haus gerade hier stand?«
»Natürlich!« antwortete I-Aah und murmelte: »Mancher hat überhaupt keinen Verstand«. [29]
Neue Phänomenologie und radikaler Konstruktivismus haben hinreichend deutlich gemacht, dass Wirklichkeit, je nach sozialem oder kulturellem Hintergrund, subjektiv immer wieder anders erlebt und erfahren wird: aus diesem Grund kann es keine objektiven Tatsachen geben. [30]
Mit jedem affektiven Betroffensein durch leibliche Regungen oder durch Gefühle verbindet sich für den Betroffenen das Bewußtsein, daß er es ist, um den es sich handelt: ohne das käme niemand auf die Idee, daß es ihn selber gäbe. [31]
Im Sichbesinnen, so Hermann Schmitz, stößt der Mensch auf eine affektive Subjektivität, die sich als eigentlicher Gegenstand des
Ich im Selbstbewusstsein äußert. Als System von Funktionen besitzt das Ich einen Bedeutungshof, zu dem auf ganz unbestimmte Weise der menschliche Leib und die Umgebung
mitgehören, sodass sich der Mensch als Subjekt nicht völlig herauslösen lässt;
er wäre sonst unvollständig. [32] Es ist dem Ich nicht möglich, sich objektiv
festzustellen, weil es sich nie vollständig in seiner Umgebung vorfindet.
Umgekehrt kann es sich niemals als reines Ich erfahren, weil es sich nie ganz
von seiner Umwelt, zu der auch partiell sein Leib gehört, lösen kann. Wirklichkeit
wird zu einer Sache der Auslegung, zu einer subjektiven Erfindung,
Ergebnis zwischenmenschlicher Kommunikation, und so lange private Angelegenheit bis
kulturelle Normierung sie auf die Ebene des Allgemeingültigen hebt, und
Sozialisation und Pädagogik sie individuell verankern. [33] Wirklichkeiten sind
künstliche Produkte, die im Kopf des Wahrnehmenden entstehen. [34] Paul
Watzlawick unterscheidet deshalb auch konsequent zwischen Wahrnehmung und
Sinnzuschreibung und spricht von zwei Wirklichkeiten, mit denen es der Mensch
zu tun hat, der Wirklichkeit, die ihm seine Sinnesorgane vermitteln und
derjenigen, die entsteht, indem er seinen Wahrnehmungen Sinn, Bedeutung und
Wert zuschreibt. [35] In der Systemtheorie spricht man von einer Wirklichkeit
erster Ordnung, dem unmittelbar wahrnehmbaren Gegenstand der Farben,
Formen, Bewegungen und Gestaltverläufe und einer durch die Zuweisung von
Bedeutung entstandenen Wirklichkeit zweiter Ordnung, wie sie beispielsweise im
Mythos oder in Philosophie und Wissenschaft formuliert wird. Für die Richtigkeit der Zuschreibungen der zweiten Ordnung gibt es allerdings keinen objektiven Kanon: Aber wir alle haben die merkwürdige Idee, daß die Art und Weise, wie wir die Welt sehen, die Welt in ihrem objektiven So-Sein widerspiegelt. [36]
Die Zuschreibung von Sinn und Bedeutung sowie die sogenannte Objektivität,
besonders die wissenschaftliche, sind eine Illusion, und natürlich immer nur
kulturspezifisch gültig, hartnäckig genährt von Mythologen, Philosophen,
Wissenschaftlern und Politikern in ihrem zweckbestimmten Interesse nach der
Konsolidierung ihrer Macht und Einflussnahme als wichtigstem Bestandteil ihres Herrschaftskalkül. Das Unheil menschlicher Existenz beginnt, schrieb der Philosoph Karl Jaspers,
wenn das wissenschaftlich gewußte für das Sein selbst gehalten wird, und wenn alles, was nicht wissenschaftlich wißbar ist, als nicht existent gilt. [37]
Die Loslösung des Wissenschaftlers von seinem Forschungsgegenstand, die Grenze zwischen subjektiver und objektiver Wirklichkeit, ist schwimmend und leicht als Propaganda zu entlarven. Jede Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, jede Forschung, jede Meinungsäußerung, unabhängig welchen Zweck sie verfolgt oder welchem Ziel sie dient, ist eine durch den eigenen Leib vermittelte, von der eigenen Person getragene, intensive Einlassung auf ein bestimmtes Normen- und Wertesystem, mit anderen Worten: die Begegnung mit dem Anderen. [38] Die viel zitierte Authentizität objektiver Forschungssituationen befindet sich in der Wirklichkeit weder im Gegenstand der Beobachtung noch in der Person des Beobachters, sondern irgendwo dazwischen. [39] Ein Leben ohne Annahmen über eine sinnstiftende Wirklichkeit ist dem Menschen unerträglich, und führt ihn tief hinein in Angst, Depression und innere Leere. In seinem Bemühen, die Wirklichkeit in seiner Sinnsuche fassen und formulieren zu können, erfindet der Mensch sie ständig neu. Mythos, Philosophie, Wissenschaft oder die Astrologie sind die wichtigsten Instrumente, die sich der Mensch für seine eigene Grals-Suche geschaffen hat. Wer an seine eigene Bedeutung und an seine Zukunft nicht mehr glauben kann, weil ihm eine Konzeption der Wirklichkeit fehlt, ist in jeder Hinsicht verloren. Wer sich dagegen die Einsicht erwirbt, Bestandteil seiner Konstruktion der Wirklichkeit zu sein, ist frei. Nur wenn das physische Überleben des Menschen gefährdet ist, stellt dieser seine Sinnproduktion für eine gewisse Zeit ein. Dass es die ewig gültige, objektive Wirklichkeit nicht gibt, erfährt der Mensch aus den von ihm geschaffenen Mythen, die von der Sintflut (Genesis), der Götterdämmerung (Edda) oder von der Aufeinanderfolge eines goldenen, silbernen, ehernen, heroischen und heutigen Zeitalter berichten (Hesiod).
Die Frage nach den religiösen, philosophischen und psychologischen Konzepten,
die das Fundament astrologischer Theorienbildung und Beratung bilden, kann
nicht außerhalb dieser Überlegungen beantwortet werden. Eine so gestellte
Frage zielt unmittelbar auf die Bilder und Symbole der mythisch fundierten
Wirklichkeitskonstruktion. Sie führt tief hinein in die Mythologien der
indoeuropäischen Kulturen der Kelten, Griechen und Germanen. Diese bieten der
Astrologie ein symbolisches Klassifikationsgitter, auf das sie sich berechtigterweise bis heute berufen kann.
In Astronomie und Astrologie war es schon immer selbstverständlich, sich bei
der Benennung von Sternen, Sternbildern oder Planeten auf Gestalten der
griechisch-römischen Mythologie zu beziehen oder sie mit deren lateinischen Namen zu
bezeichnen. [40] Die gewählten Benennungen sind größtenteils in mysteriöse
religiöse und philosophische Überzeugungen und Konzepte eingebunden, deren
Komplexität der Planetenname – aus seinem Bezugsrahmen gelöst - allein nicht mehr preisgibt. Der Name eines neuentdeckten Planeten ist für den Entdecker ein Recht ohne Begründungszwang, und oft stellt sich die Frage, ob die Entscheidung für einen Planetennamen nicht völlig willkürlich getroffen wurde. Ursprung und Kontext der astrologischen Planetennamen, selbst wenn Astronomen ihre Urheber sind, überliefern trotzdem Konzepte kulturspezifischer Mythologien. Die vielschichtige, ambivalente symbolische Bedeutung eines Planetennamens erschließt sich dem Astrologen letztlich nur aus der genauen Kenntnis der entsprechenden Mythen, die die sinnstiftenden Taten der Götter und Heroen tradieren, auf deren Symbolik er sich in seiner Deutung und Beratung bezieht. Wie wichtig diese Kenntnisse sind, zeigt die von Richard Tarnas eröffnete Diskussion um die voreilige Übernahme des von Astronomen verliehenen Namens für den zuerst entdeckten Transsaturnier, dessen Name Uranus nicht mit dem von ihm repräsentierten astrologischen Prinzip übereinstimmt, und der wahrscheinlich weitere Diskussionen um die Berechtigung dieser Benennung der "Kleinplaneten" folgen werden. [41] Für ihre Legitimation und für ihr Selbstverständnis benötigt die Astrologie eine genaue und vor allem seriöse Kenntnis ihrer mythologischen Grundlagen. Gleichzeitig gebührt ihr der Verdienst, die Überlieferung der Mythen in lebendiger Anschaulichkeit zu garantieren.
Anmerkungen
[27] Andreas Gruschke, Mythen und Legenden der Tibeter, München, 1996:16.
[28]In den Worten von Antoine de Saint-Exupéry: »Adieu«, sagte der Fuchs. »Hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar« (Der Kleine Prinz, Düsseldorf, 1975:52).
[29] Alan Alexander Milne, Pu baut ein Haus, Berlin, o.J.:24-25.
[30] Wahrnehmungen, Sinneseindrücke und wissenschaftliche Daten lassen sich ohne Beeinflussung des Beobachtungsfeldes nicht gewinnen. Die meisten wissenschaftlichen Monographien verschweigen verschämt diesen Konflikt, und tun so, als sei außer Datenerhebung nichts gewesen. Das wahrnehmende und beobachtende Subjekt tritt hinter seine Wahrnehmungen (z.B. die Feldforschungsdaten einer wissenschaftlichen Monographie) zurück, obwohl sie zwischen den Zeilen deutlich spürbar ist. Immer ist es der Autor, der den Forschungsgegenstand bestimmt, die Hypothesen formuliert, Ort und Informanten einer Datenerhebung auswählt. Er ist Bestandteil des Settings und der Interaktion mit dem Forschungsgegenstand. Niemand kann seine Subjektivität aus seiner Wahrnehmung, seinen Folgerungen und Handlungen eliminieren, denn: In Wirklichkeit ist das einmalige, individuelle Substrat um nichts früher und um nicht näher oder einsichtiger gegeben, als das Allgemeine, und Einsichten von allgemeiner Geltung sind nicht schwieriger oder später zu erhalten, als Einsichten, die dieses oder jenes Ding oder Geschehen genau in seiner Eigenart betreffen. Die Erkenntnis geht nämlich keineswegs von wohlbestimmten Einzelwesen aus, um sich dann zu allgemeinen Einsichten zu erheben, sondern von dem chaotischen, vieldeutigen, schillernden Mannigfaltigen, in dessen Nebel alle Dinge der Umgebung immer noch so befangen sind, wie die Konturen eines unvollständig ausgehauenen Torsos von Rodin oder Michelangelo noch gleichsam im Stein schlummern (Hermann Schmitz, System der Philosophie, Bd.1: Die Gegenwart, Bonn, 1964:135-136).
[31] Hermann Schmitz, Neue Phänomenologie, Bonn, 1990:69. Subjektive Tatsachen sind sozusagen in höherem Maß als objektive Tatsachen tatsächlich; sie haben die Lebendigkeit des blutvoll und dringlich Wirklichen, während die bloß objektive, allein durch objektive Tatsachen konstituierte Welt so etwas wie ein Präparat ist, abgeblaßt und zurechtgemacht für Erzählungen in der dritten grammatischen Person ( ... ). Subjektive Tatsachen können nicht in bloß registrierender Einstellung hingenommen werden, sondern gewinnen ihre Tatsächlichkeit, sogar ihre bloße Sachverhaltlichkeit, erst aus dem Engagement im affektiven Betroffensein (Hermann Schmitz, Der unerschöpfliche Gegenstand. Grundzüge der Philosophie, Bonn, 1990:7).
[32] Hermann Schmitz, Die Gegenwart, S.13.
[33] Paul Watzlawick, Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschung, Verstehen, München, 1976 sowie Vom Unsinn des Sinns oder vom Sinn des Unsinns, München, 1992. Watzlawicks Gedanken sind allerdings so neu nicht. Schon Johann Gottlieb Fichte vermutete in seiner Erste Einleitung in die Wissenschaftslehre von 1797, dass das Interesse an einer bestimmten Weise der Wissenschaftlichkeit auf eine Selbstidentifikation zurückgehe: Was für eine Philosophie man wähle, hängt sonach davon ab, was für ein Mensch man ist, denn ein philosophisches System ist nicht ein toter Hausrat, denn man ablegen oder annehmen könnte, wie es uns beliebte, sondern ist beseelt durch die Seele des Menschen, der es hat (zitiert nach Günter Schulte, unpubliziertes Vorlesungsmanuskript der phil. Fakultät der Universität zu Köln, 1987-88). Als Fichte dies schrieb, dachte er den philosophischen Dogmatismus und Idealismus. Während der Dogmatiker die Wirklichkeit zugrunde legt, legt der Idealist mehr oder weniger sich selbst zugrunde. Dieses zugrunde gelegte, so argumentiert Fichte weiter, kann jedoch nicht Gegenstand einer Diskussion sein, es ist eine Sache der Neigung oder des Interesse.
[34] Dem Physiker Werner Heisenberg war in seinen Forschungen aufgefallen, dass der Beobachter und das Beobachtete sich nicht nur gegenseitig beeinflussen, sondern dass das Beobachtete auch auf den Beobachter zurückwirkt. Der Biologe Francisco Varela hat darauf hingewiesen, dass die Unterscheidungen, die der Mensch zwischen Selbst und Welt vornimmt willkürliche sind, die einerseits unsere Welt erschaffen, sich aber andererseits viel mehr auf den Standpunkt des Beobachters beziehen, als auf die Beschaffenheit der Welt (Kognitionswissenschaft – Kognitionsarbeit. Eine Skizze aktueller Perspektiven, Frankfurt a.M., 1990).
[35] Paul Watzlawick schreibt dies in der Tradition des Stoikers Epiktets: Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Vgl. auch Watzlawick, Vom Unsinn des Sinns, S.54.
[36] Die Wirklichkeit, von der wir sprechen können, ist nie die Wirklichkeit an sich, sondern eine gewußte Wirklichkeit oder sogar in vielen Fällen eine von uns gestaltete Wirklichkeit. Jaspers und Heisenberg zitiert nach Watzlawick, Vom Unsinn des Sinns, S.56-57.
[37] Vgl. auch Schmitz, Der unerschöpfliche Gegenstand, S.7.
[38] Ist die fremde Kultur das Authentische oder die eigene Erfahrung? fragt Justus Stagl und fährt fort: Ich glaube, beides trifft zu: authentisch ist die eine, vermittelt durch die andere. Was man so schlichtwegs als Authentizität bezeichnet, ist in Wirklichkeit eine hochkomplexe Beziehung (Feldforschung als Ideologie, in: Hans Fischer, Feldforschungen. Berichte zur Einführung in Probleme und Methoden, Berlin, 1985:295).
[39] Eine anschauliche Übersicht über Sterne, Sternbilder, Planeten und den ihrer Namensgebung zugrundeliegenden Mythen hat Liane Keller veröffentlicht (Mythos der Sterne, Stuttgart, 1979; vgl. auch Irma von Lorentz, Sternenrhythmen in der Geschichte, Stuttgart, 1986).
[40] Für den am Vorabend der Französischen Revolution, im März 1731, mit einem Fernrohr entdeckten Planeten Uranus, schlugen die englischen Gelehrten den Namen Georgium Sidus vor – zu Ehren des englischen Königs Georg III. - die konkurrierenden Franzosen als Bezeichnung den Namen des Entdeckers Herschel. Schließlich einigte man sich auf den Vorschlag des deutschen Astronomen Bode, den neuen Planeten auf den Namen Uranus zu taufen. In seinem Buch Uranus und Prometheus trägt Richard Tarnas allerdings überzeugende Gründe für einen Fehlgriff bei der Wahl des Planetennamens Uranus vor. Er weist darauf hin, dass zwischen dem astrologischen Prinzip Uranus und dem Ouranos der griechischen Mythologie so gut wie keine Korrespondenzen bestehen. Im griechischen Mythos, so Tarnas, besteht Ouranos Rolle nicht darin, sich aufzulehnen und Veränderungen herbeizuführen, sondern ihnen zu widerstehen. Die Umwälzung der kosmischen Ordnung, die Kastration des Ouranos oder die Verbannung des Kronos auf die Inseln der Seligen, die Hesiod in der Theogonie beschrieben hat, war die Aufgabe der Söhne und Enkel des Uranus. Erst diese gründeten, von einem Zeitalter zum nächsten, die neuen Ordnungen im Universums. Der Name Uranus, und mit ihm die assoziierten astrologischen Bedeutungen, fährt Tarnas fort, scheint eher dem konventionellen Denken des achtzehnten Jahrhunderts denn irgendwelchen archetypischen Einsichten entsprungen zu sein (Richard Tarnas, Uranus und Prometheus, Zollikon, 1996:17ff; vgl. Herbert W. Jardner, Das Urbild des Rebellen, Uranus oder Prometheus im elften Zeichen und Haus, unveröffentlichtes Manuskript, Minden, 1999).
[41] Robert van Heeren und Dieter Koch, Pholos. Wanderer zwischen Saturn und Neptun, Mössingen, 1995:140.
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