Donnerstag, 2. Februar 2017

Astrologie. Psychologie. Mythologie - Teil Vier


Das mythologische Bild beziehungsweise das astrologische Symbol wirkt von innen her als Ausdruck eines Verbundenheitserlebnisses von Mensch und Welt. Innerpsychische Energie und Lebendigkeit tritt erst dann ins Bewusstsein, wenn durch ein bestimmtes, kulturspezifisch geprägtes Erleben die Außenwelt als Bild im Inneren Wirklichkeit wird und auf die Außenwelt gestaltend zurückwirken kann. Der Mensch erschafft sich im Symbol seine eigene Wirklichkeit und erlebt durch das Sinnbild hindurch sein eigenes Selbst. Der Mythos spiegelt beides wider: innen und außen, die erlebte Welt und die von dieser Welt Besitz ergreifende Ich. Die astrologische Analyse verwendet Symbole beziehungsweise Ideogramme, die einerseits einprägsam sind, andererseits möglichst mit der Bedeutung und dem ideellen Inhalt des Deutungsfaktors korrespondieren. [42] Die Symbole der sieben klassischen Planeten - Sonne bis Saturn - haben die Jahrhunderte weitgehend unverändert überdauert. Die viel später entdeckten transsaturnischen Planeten - Uranus, Neptun und Pluto - oder die sogenannten Kleinplaneten - Chiron, Pholos und Ceres und andere - zu denen mittlerweile manche auch Pluto zählen, werden in ihrer symbolischen Bedeutung bereits akzeptiert, bevor gesicherte Daten und Erfahrungen vorliegen. Neu aufgenommene Deutungsfaktoren und neu vorgeschlagene Symbole bleiben in der Diskussion und werden sich - wie oben für Uranus angedeutet - erst allmählich in ihrer akzeptierten Bedeutung etablieren. [43] Die komplexen Horoskope, die Astrologen heutzutage verwenden, besitzen ausreichend Deutungsmöglichkeiten, sodass eine vorschnelle Erweiterung nicht dringend erforderlich ist.

Die symbolische Klassifikation der Astrologie verwendet Tierkreiszeichen und Planeten als Kategorien zur Beschreibung des Zusammenhangs zwischen menschlicher Persönlichkeit, Erfahrung und Entwicklung (Mikrokosmos) und beobachtbaren Gesetzmäßigkeiten im Universum (Makrokosmos). [44] Diesen Symbolen verleiht sie die Legitimität einer Aura, deren Dynamik sie aus den Inhalten der mythischen Erzählungen entlehnt. Um über Kultur und Gesellschaft nachdenken, sich austauschen zu können, muss der Mensch geordnete und mit Bedeutung versehene Klassen definieren. Der Entwurf von Symbolsystemen, wie sie Astrologie und letztlich auch Mythologie darstellen, dient der Steigerung der Bedeutung, der Legitimation und der Erinnerbarkeit dessen, was durch die Korrelation von mythischen Erzählungen (die Definitionen von Göttern und Göttinnen, von Heroen und Dämonen sind) sowie von Tierkreiszeichen und Planeten symboliert werden soll. In den alten orientalischen und europäischen Kulturen diente die Astrologie der Regelung des wirtschaftlichen, sozialen und rituellen Zusammenlebens bäuerlicher Gemeinschaften. Die Mythologie stellte ihnen ein theoretisch-philosophisches Erklärungssystem zur Verfügung. Wie alle Kulturen war auch die antike mesopotamische, ägyptische und griechische Kultur in ihrer Existenz von gemeinsam beachteten Normen und Werten abhängig, die durch kulturspezifisch verbindlich festgelegte Einstellungen und Überzeugungen gesichert werden mussten. Ohne verbindliche Symbole, wie sie Mythologie und die auf ihr gründende Astrologie anbieten, das heißt ohne die Formulierung dauerhafter Bedeutungen, die diese Orientierungen repräsentieren, fristen die ihnen zugrundeliegenden Einstellungen eine ungewisse Existenz. Symbole dienen aber nicht nur der Steigerung von Bedeutung. Sie garantieren sozialen Gruppen außerdem eine emotionale Verbindlichkeit hinsichtlich der als bedeutsam eingeordneten Gegenstände. Mit anderen Worten: Symbole kennzeichnen das, was sozial relevant ist. Mit Hilfe von Symbolen werden Kulturteilnehmer dazu veranlasst, Werte zu akzeptieren, sich als Einheit zu verstehen und ihr Verhalten konform zu gestalten, unter der Voraussetzung allerdings, dass Wirklichkeit nicht absolut gesetzt werden darf.

Weil es nicht eine einzige Realitätsebene für alle Menschen gibt, ist es notwendig, die Bedeutung des Lebens mit mehr als nur einer Betrachtungsweise zu erschließen. Die ureigenste Aufgabe der Astrologie besteht darin, da eine Ordnung aufzuzeigen, wo sich der Mensch einer chaotischen Mannigfaltigkeit der Gegenstände und Bedeutungen ausgeliefert fühlt. Um diese Aufgabe zu erfüllen, muss es möglich sein, die astrologischen Symbole auf verschiedene Weise zu interpretieren. Damit trägt man der Tatsache Rechnung, dass sich die menschliche Existenz auf verschiedenen Ebenen manifestieren kann. [45]

Die Astrologie, fordert Alexander Ruperti, muss die Aufgabe übernehmen, Symbolisationen anzubieten, die dem Menschen ein erfülltes Leben in der ihm jeweils eigenen Wirklichkeit ermöglichen.

Mythologie und Astrologie formulieren Vorstellungen über die kosmische Ordnung und darüber, wie der Mensch in diese Ordnung eingebunden ist. Mythologisch überarbeitete, astrologische Symbole entwickeln sich zu komplexen, umfangreichen Klassifikationssystemen, die ihrer Dichte wegen verhältnismäßig einfach mitgeteilt, erinnert und kommuniziert werden können. Um über die Welt nachdenken zu können, um in ihr handlungsfähig zu bleiben, ist es unabdingbar, die in der Umgebung wahrgenommenen Phänomene in handhabbare Klassen einzuteilen. Aus dieser Notwendigkeit heraus entstehen die Mythen, und auch die an diese angelehnte Astrologie, aus dem Bedürfnis des Menschen seine Existenz sinnvoll zu erklären.

Neben der Konzeption einer verlässlichen Ordnung befriedigen mythologische und astrologische Klassifikationen auch das Bedürfnis des Menschen über metaphysische Vorstellungen zu theoretisieren. Die Mythen aller Kulturen, auch das astrologische Symbolsystem, sind mehr als nur eine Form, die kosmische Ordnung auf den Begriff zu bringen: Sie stellen darüber hinaus auch eine komplexe Theorie über den Sinn der Vorgänge im Universum dar. Solche Vorstellungen müssen keine zwingenden Beziehungen zu den natürlichen Gegebenheiten unterhalten; sie können durchaus imaginärer und spekulativer Art sein. Dennoch ordnen und benennen solche Klassifikationen die Beobachtungen, die der Mensch in seiner Lebenswelt macht nicht nur sinnvoll und identitätsstiftend, sie bieten auch eine einleuchtende Theorie an, um das Wesen der Dinge und ihre Beziehungen untereinander zu verstehen und zu erklären. Entsprechend den Ähnlichkeiten und den analog formulierten Bedeutungszusammenhängen zwischen mythologischen und astrologischen Kategorien werden diese Beobachtungen zu interdependenten Klassen gruppiert. Symbolische Klassifikationssysteme wie diese sind unverzichtbar um Denken und soziales Handeln zu synchronisieren. Symbolisch müssen solche Systeme sein, um Klassifikationen allgemein verbindlich und leicht verwendbar zu entwerfen. Aus diesen Gründen hat jede Kultur die ihr entsprechenden Klassifikationssysteme entwickelt – und tut es noch. Unabhängig von Raum und Zeit haben Wissenschaftler den unterschiedlichen Gebrauch kulturspezifischer Symbolsysteme beschrieben, und zwar eines der ersten wissenschaftlich begründeten und nach empirischen Daten geordnetes System, das außerdem noch eine philosophische Weltanschauung beinhaltet.

Die Berechtigung der Astrologie, einen Kontext zu formulieren, der die Wirkungen von Gestirnen und das Verhalten und Handeln von Menschen in einem Symbolsystem zusammenfasst - die analoge Beziehung vom Makrokosmos Sternenwelt, den Ereignissen am Himmel, und vom Mikrokosmos Lebenswelt, dem irdischen Geschehen, ist sehr archaisch und zugleich wieder sehr modern. Die Wirkung des Mondes auf die Gezeiten, die psychische Befindlichkeit sensibler Menschen - Schlaflosigkeit bei Vollmond, Albträume und Somnambulismus sowie die Fruchtbarkeit der Frau, ihrer Menstruation und Gebärfähigkeit - ist der wohl am häufigsten angeführte Beleg für diesen Zusammenhang. Die umfangreichen Untersuchungen von Michel Gauquelin über die Koinzidenz zwischen sportlicher Leistungsfähigkeit und der Position des Planeten Mars im Horoskop von Leistungssportlern (der sogenannte Mars-Effekt) sind dagegen weitgehend unbekannt geblieben. [46] In seinem Versuch, die vier Grundformen der Angsterkrankung zu klassifizieren, greift Fritz Riemann zu einem Gleichnis, das die Einbindung des Menschen in kosmische Kräfte äußerst plausibel macht:

Wir werden in eine Welt hineingeboren, die vier mächtigen Impulsen gehorcht: Unsere Erde umkreist in bestimmten Rhythmus die Sonne, bewegt sich also um das Zentralgestirn unseres engeren Weltsystems, welche Bewegung wir als Revolution, »Umwälzung«, bezeichnen. Gleichzeitig dreht sich dabei die Erde um ihre eigene Achse, führt also die Rotation, »Eigendrehung« benannte Bewegung aus. Damit sind zugleich zwei weitere Impulse gesetzt, die unser Weltsystem sowohl in Bewegung halten, wie diese Bewegung in bestimmte Bahnen zwingen: die Schwerkraft und die Fliehkraft. Die Schwerkraft hält unsere Welt gleichsam zusammen, richtet sie zentripetal nach innen, nach der Mitte strebend, aus, und hat etwas von einem festhalten und anziehen wollenden Sog. Die Fliehkraft strebt zentrifugal, die Mitte fliehend, nach außen, sie drängt in die Weite und hat etwas von einem loslassen, sich ablösen wollenden Zug. Nur die Ausgewogenheit dieser vier Impulse garantiert die gesetzmäßige, lebendige Ordnung, in der wir leben, die wir Kosmos nennen. Das Überwiegen oder das Ausfallen einer solchen Bewegung würde die große Ordnung stören bzw. zerstören und ins Chaos führen. [47]

Der Mensch als mikrokosmisches Abbild des Makrokosmos ist keine verschwommene Phantasie, sondern eine Wirklichkeitskonstruktion, die kaum besser formuliert werden könnte: Zwei Dinge erfüllen mir das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je länger und nachhaltiger sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir, schrieb Immanuel Kant 1788 in seiner Kritik der praktischen Vernunft, und formuliert damit die Diktion seriöser Astrologie. [48] Der gedanklichen und pragmatischen Durchdringung der Geheimnisse des Kosmos galt das ganze Bemühen der hermetischen Philosophie, die Ralf Liedtke die andere philosophische Tradition nennt. Mit der uralten Formel des Hermes Trismegistos, wie sie in der Tabula Smaragdina zu finden ist, bezieht sie sich wohl am unmittelbarsten auf diese kosmische Analogie:

Wahrhafftig, ohne Lügen, gewiß und das allerwahrhafftigste ists, daß dieses so hie unten ist, ist gleich dem, so droben ist. Und das so oben ist, ist gleich dem so hierunten ist, damit kann man Wundersachen ausrichten in einem einigen Dinge. Und gleich wie alle Dinge von einem Dinge allein geschaffen durch den Willen und Gebot eines Einigen, der es bedacht hat: Also entspriessen und kommen her alle Dinge von diesem einig und allein durch einen Weg und fügliche Schickung. [49]

Dass alles mit allem zusammenhängt, davon berichten auch die Erzählungen der Mythologie. Die Vereinigung von Wissenschaft und Religion, in Bewunderung und Ehrfurcht wie es Immanuel Kant ausgedrückt hat, war das Ziel der Hermetiker. Der auf dem Fundament der antiken europäischen Mythologie ruhenden Astrologie stellt sich inzwischen die Aufgabe, diese Basis wieder deutlicher durch den abstrakter gewordenen astrologischen Diskurs sichtbar werden zu lassen, damit der Sinn für Entwicklungsprozesse nicht verloren geht.
Von Carl Gustav Jung stammt das Bonmot, dass die Astrologie an die Tore der Universitäten klopft. [50] Anders als die Astronomie erhebt die Astrologie den Anspruch, über die symbolische Seite der Gestirne zu sprechen. Die traditionelle Kritik der Naturwissenschaft, und besonders der Astronomie, an den Inhalten und Methoden der Astrologie, gipfelt in der These, es gäbe keinen logischen Zusammenhang zwischen kosmischem und irdischem Geschehen. Eine solche Orientierung gleicht jedoch der Behauptung, die Psychologen können gar nichts über die Psyche aussagen, man solle die Anatomen fragen, wie das Gehirn aussieht. [51]

Wenn also die Wissenschaft nicht in der Lage ist, eine Verbindung zwischen Sonnensystem und inneren sowie äußeren Ereignissen im Leben der Menschen festzustellen, so bedeutet dies nicht, daß keine Verbindung existiert. Es bedeutet lediglich, daß die Verbindung nicht zu der Ordnung gehört, die von der wissenschaftlichen Methode erkannt werden kann. [52]

In diesem Jahrhundert hat die Physik, und in der Folge auch die Geistes- und Sozialwissenschaften, immer wieder darauf hingewiesen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nur auf beschränkte Bereiche menschlicher Erfahrung bezogen werden können: Nicht der Gegenstand der Forschung an sich ist relevant, sondern die der menschlichen Fragestellung ausgesetzten Phänomene sind es; in ihnen begegnet der Mensch letztlich sich selbst. In seinem Bemühen gleicht der Wissenschaftler dem Götterboten Hermes, der Zeus zwar versprach, ihn nicht zu belügen, sich damit aber nicht verpflichtete, ihm auch die ganze Wahrheit zu sagen. Wie Hermes, so verkündet auch der Wissenschaftler immer nur seine Wahrheit, und diese Wahrheit ist allenfalls eine teilweise oder paradigmatische. [53] Jede Wissenschaft beruht in ihrer Basis auf nicht beweisbaren, konsensualisierten Überzeugungen, auf eigens entworfenen Paradigmen, die, wie Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftskritik gezeigt haben, von den Überzeugungen der jeweiligen Epoche und Kultur abhängig sind. Die moderne Wissenschaft fokussiert in ihren Darstellungen daher nur auf eine von vielen denkbaren Erklärungsmöglichkeiten.

Es ist natürlich wahr, daß wir den Wissenschaften großartige Entdeckungen verdanken. Aber daraus folgt nicht, daß es so etwas wie ein »wissenschaftliches Denken« gibt, das diese Entdeckungen zustande brachte, und noch viel weniger, daß die angeblichen Treuhänder dieses mythischen »wissenschaftlichen Denkens« die Welt, die Gesellschaft, die Menschen besser verstehen als andere Bürger. [54]

Die Möglichkeit, die die Astrologie der sich im Dschungel materialistischer und rationalistischer Hypothesen verlierenden, universitären Wissenschaft zur Verfügung stellt, besteht darin, die Welt in einer anderen Beleuchtung und in einer anderen Grundqualität wahrzunehmen, als sie in Rahmen etablierter Weltanschauungen erscheint. Wer als Wissenschaft allerdings nur gelten lässt, was durch die Sinne und durch den ihnen dienenden Verstand offenbar wird, für den kann die Astrologie selbstverständlich keine Wissenschaft sein.

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Anmerkungen

[42] Die graphischen Möglichkeiten der Schrift bieten die Möglichkeit, die Mehrdimensionalität des Mythischen durch visuelle Symbole wiederzugeben, das Unaussprechliche in der Form des abstrakten Zeichens zu verdeutlichen. Die Notwendigkeit, der auch die Astrologie unterliegt, Bedeutungen und Inhalte in Symbolen verdichtet zu kommunizieren, hat André Leroi-Gourhan als universelles Merkmal menschlicher Kommunikation beschrieben: Die fundamentale Verbindung von Kunst und Religion ist emotionaler Art, aber sie ist dies nicht auf verschwommene Weise, sie hängt vielmehr eng mit der Schaffung eines Ausdrucksmodus zusammen, der die wirkliche Situation des Menschen in einem Kosmos restituiert, in dessen Zentrum er sich selbst stellt ... (Hand und Wort, Frankfurt a.M., 1988, S.249).

[43] Ein Symbol ist ein mitunter auch willkürlich gewähltes Zeichen, das für irgendetwas anderes stehen kann. Unter einer Klassifikation versteht die Soziologie einen systematisierten Satz von Klassen, die eine planvolle Gruppierung von Gegenständen aufgrund besonderer Eigenschaften wie beispielsweise gemeinsamer Ähnlichkeit ermöglichen. Eine Kategorie bezeichnet eine Abstraktion, die entweder eine begriffliche Kategorie ist, wie eine bestimmte Vorstellung wie Raum oder Zeit, oder aber eine kulturelle Kategorie, wie zum Beispiel die Begriffe Onkel und Präsident. Kategorien zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie nur eine beschränkte linguistische beziehungsweise soziale Anwendung zulassen. Ein Symbol ist ein mitunter auch willkürlich gewähltes Zeichen, das für irgendetwas anderes stehen kann. Unter einer Klassifikation versteht die Soziologie einen systematisierten Satz von Klassen, die eine planvolle Gruppierung von Gegenständen aufgrund besonderer Eigenschaften wie beispielsweise gemeinsamer Ähnlichkeit ermöglichen. Eine Kategorie bezeichnet eine Abstraktion, die entweder eine begriffliche Kategorie ist, wie eine bestimmte Vorstellung wie Raum oder Zeit, oder aber eine kulturelle Kategorie, wie zum Beispiel die Begriffe Onkel und Präsident. Kategorien zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie nur eine beschränkte linguistische beziehungsweise soziale Anwendung zulassen.

[44] Alexander Ruperti, Kosmische Zyklen. Planetarische Muster des Wachstums, Berlin, 1997:11.

[45] Michel Gauquelin, ein Pionier der mathematisch-statistischen Analyse in der astrologischen Forschung, veröffentliche in seinem Buch L`Influence des Astres von 1955 eine Reihe von Wechselwirkungen zwischen Planetenpositionen und den Geburtszeiten prominenter Menschen: Im besonderen besteht bei Spitzensportlern die Tendenz, daß sie häufiger als gewöhnliche Leute dann geboren werden, wenn der Mars entweder aufgeht oder kulminiert (Gibt es einen Mars-Effekt? in: Astrologie heute 16, 1988-89, S.28-31; siehe dort auch die Zusammenfassung der mehrfachen Überprüfung der Ergebnisse Gauquelins). Hans Jürgen Eysenck und D.K.B. Nias haben in ihrem Buch zahlreiche der zum Teil sehr erfolgreichen Versuche dokumentiert, die den wissenschaftlichen Nachweis der Astrologie geführt haben (Astrologie – Wissenschaft oder Aberglaube, München, 1982). Inzwischen gibt es Hunderte von statistischen Studien, die sich auf ein beachtliches Datenmaterial stützen. Den bisher letzten Versuch, die Astrologie, den Zusammenhang zwischen Tierkreiszeichen und menschlichem Verhalten, naturwissenschaftlich (statistisch) zu beweisen, den Markus Jehle unbegreiflicherweise als erfreuliches Ärgernis begrüßte, legte Gunter Sachs vor (Die Akte Astrologie, München, 1997; Markus Jehle in Meridian 1, 1998, S.10). So wie die Ergebnisse von Gunter Sachs jetzt vorliegen, sind sie zwar statistisch interessant, astrologisch jedenfalls irrelevant (vgl. auch Peter Niehenke, Der Denkfehler von Gunter Sachs, in: Meridian 1, 1998:7).

[46] Fritz Riemann, Grundformen der Angst. Eine tiefenpsychologische Studie, München, 1961:12-13.

[47] Oskar Adler fasst in seinem Werk Das Testament der Astrologie den Kantischen Satz so auf, dass das moralische Gesetz in mir eine Projektion, die psychische Entsprechung des bestirnten Himmel über mir ist – kosmische Gesetzmäßigkeiten und psychische Befindlichkeiten entsprechen sich. Kant mußte bei dieser Dualität stehen bleiben. Aber die Kluft, die beide Welten trennt, die äußere und die innere hilft nur esoterische Erkenntnis überwinden. Nur wenn die Quellen der inneren Erkenntnis sich geöffnet haben, ( ... ) weist sich der Weg zu einer Astrologie, die nicht profane und abergläubische Sterndeutekunst mehr ist, sondern eine Weltsicht, in der sich der bestirnte Himmel und das moralische Gesetz zu einem Ganzen zusammenschließen (Oskar Adler zitiert in Fritz Riemann, Lebenshilfe Astrologie. Gedanken und Erfahrungen, Dillingen, 1986:15-16).

[48] Zitiert nach Ralf Liedtke, Hermetik – die andere philosophische Tradition, Novalis 4, 1996:8, der nach eigenen Angaben eine freie Übersetzung eines Textes aus dem 18.Jahrhundert verwendet. Astrologische Texte, die sich auf diese hermetische These beziehen, zitieren in der Regel oberflächlich und ohne die mindeste Berücksichtigung des Zusammenhanges. Obwohl Nicolaus Klein und Rüdiger Dahlke das analoge Denken der Hermetiker richtig aufgefasst haben, entbehrt auch ihr Zitat den wichtigen Hinweis auf das im hermetischen Wie oben – so unten wirkende Prinzip: Einer der grundlegenden Sätze der Esoterik lautet: Wie oben – so unten. Dieser Satz bringt das senkrechte, analoge Denken auf die kürzeste Formel. Es heißt nicht etwa: Weil oben - deshalb unten, sondern schlicht wie oben - so unten. Oben und unten sind analog, und so ist die Astrologie eine Art Meßinstrument des Oben und zeigt uns über die Analogie auch das Unten an. Wie jedes Meßinstrument verursacht sie natürlich nicht, was sie anzeigt (Nicolaus Klein und Rüdiger Dahlke, Das senkrechte Weltbild. Symbolisches Denken in astrologischen Urprinzipien, München, 1986:23).

[49] Claude Weiss, Gescheiterter Dialog, Astrologie Heute 73:9-10.

[50] Die moderne Astrologie nähert sich mehr und mehr der Psychologe und klopft bereits vernehmlich an die Tore der Universitäten (zitiert in Riemann, Lebenshilfe, S.43).

[51] Vgl. Ruperti, Kosmische Zyklen, S.18.

[52] Fridjof Capra, Das Tao der Physik, Die Konvergenz von westlicher Wissenschaft und östlicher Philosophie, Bern, München und Wien, 1996; vgl. auch Werner Heisenberg, Das Naturbild der heutigen Physik, München, 1995. Diese Erkenntnis, dass die wissenschaftliche Forschung nicht von der subjektiven Perspektive, Erfahrung und Äußerung der Forschenden getrennt werden kann, hat innerhalb der Geisteswissenschaft vor allem die dialogisch orientierte Ethnologie aufgegriffen: Dennis Tedlock, The anthropological tradition and the emergence of a dialogical anthropology, Journal of Anthropological Research 35, 1979:387; Victor Crapanzano, Tuhami. Portrait eines Marokkaners, Stuttgart, 1983; Clifford, J. & G.E. Marcus, Writing culture. The poetics and politics of ethnography, University of California Press, Berkeley, 1986. Im Rahmen der Astrologie hat Claude Weiss in dem Buch, Astrologie – Eine Wissenschaft von Raum und Zeit, Wettswil, 1999, diese Fragestellung diskutiert.

[53] Victor Crapanzano, Hermes` dilemma: The masking of subversion in ethnographic description, in: Clifford & Marcus, writing culture, S.51; Thomas S. Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt a.M., 1973.

[54] Für die Benennungen und Inhalte der Symbole der modernen Astrologie ist die griechische Mythologie zuständig. In Astrologie und Astronomie hat man sich allerdings darauf verständigt, für die Benennung von Planeten und Sternbildern die latinisierten Formen der Personage der antiken Mythologie zu verwenden. Die römische Kultur hat die griechische Mythologie in weiten Teilen übernommen und lediglich an ihre eigenen kulturellen Besonderheiten angepasst. Diese Anpassung betraf weniger die Inhalte der Erzählungen, sondern insbesondere die mythologische Nomenklatur: aus griech. Zeus wurde lat. Jupiter, aus griech. Hermes, lat. Merkur etc. Hätten die Kelten oder später die Germanen die Astrologie aus dem Vorderen Orient übernommen, so hieße das neunte astrologische Prinzip heute nicht Jupiter, sondern Taranis oder Ódhinn. Inhalt und Bedeutung dieses Prinzips wäre durch diese Benennung unberührt geblieben. Die für dieses Thema ebenfalls relevante indische Mythologie bleibt hier unberücksichtigt, da die indische Kultur eine eigene Astrologie entwickelte, die mit der westlichen Astrologie nicht unbedingt vergleichbar ist.

wird fortgesetzt

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