Sonntag, 29. Januar 2017

Das Urbild des Rebellen


Uranus oder Prometheus im elften Zeichen und Haus?

Die Generalisierungen, die jetzt folgen, können nur helfen, eine Perspektive zu vertiefen
auf bestimmte Bildergruppen hin, aber sie können keine umfassende Erklärung
eines speziellen Bildes sein, das vielleicht in deinem Traum erscheint
.
James Hillman

Uranus! Wie hätten die Astronomen am Vorabend der Französischen Revolution den Neuen unter den Wanderern um die Sonne auch anders nennen können? Der Name für einen Archetypus, für die elfte kosmische Energie, [1] der immerhin Saturn im klassischen System der Astrologie die Zeichen- und Hausherrschaft im Wassermann streitig machte. Der Name Uranus, nur ein Zeitphänomen, entsprungen einer Augenblickslaune spezifischer historischer und politischer Verhältnisse, ein aktueller Trend? Über das persönliche hinausweisend, schreibt Thomas Ring, stellt Uranus in irgendeiner Form die Verbindung zum Zeitgeist her, sei es als Erfinder- oder Entdeckertätigkeit, in politischen oder kulturellen Umgestaltungen oder nur im Teil-haben an «Ismen» oder «typisch modernen» Lebensformen. Tieferes Erfassen des Zeitgeistes, dem Durchschnitt vorauseilend, führt praktisch zur Haltung des Unzeitgemäßen, gegen den Strom Schwimmenden, für die Masse nicht zu unterscheiden vom bloß Abseitigen, dem Sonderling. [2] Diese prinzipielle Definition enthält schon alle wesentlichen Kriterien der astrologischen Uranus-Signatur. Mehr zur Stellung von Uranus in der Astrologie zu sagen, ist eigentlich unnötig, wäre da nicht der fatale Irrtum der Astronomie, der zur Verwechslung der Muse Urania mit dem Schöpfergott Uranus führte, und der einem in der modernen Astrologie angewandten archetypischen Prinzip falsche Voraussetzungen verschaffte.

Freitag, 13. Januar 2017

Astrologie, Psychologie. Mythologie - Teil Drei


Gäbe es die Welt, wenn sie nicht erzählt würde? Mit dem Ursprung der Astrologie sind Erzählungen verbunden, deren Intention darin besteht, die Welt zu erklären, zu deuten und verständlich darzustellen.

Von allen Welten ist die erdachte die früheste.
Von allen Ursprüngen ist der gewollte der früheste.
Von allen Schöpfungen ist die Entstehungsursache die früheste
. [27]

Ursprünglich bezeichnete das indische Wort mãyã eine magische Kraft oder den durch eine solche Kraft manipulierten Gegenstand. In den Texten der Upanischaden und Vedãnta kennzeichnet mãyã dagegen die als Illusion oder Blendwerk aufgefasste materielle Welt, die so lange als wirklich angesehen wird, bis diese Perspekive durch eine höhere Erkenntnis aufgehoben wird. [28] Wie die indische Philosophie entlarvte auch der chinesische Daoismus die verbreitete Neigung des Menschen, das fehlzudeuten, was ist, die ihn umgebende Welt der Gegenstände und Situationen, die ihm qua Konvention als wahr vermittelt wurde. In den Erkenntnissen der Quantentheorie ausgedrückt: Ein Phänomen ist so lange nicht real, bis ein Beobachter es aus der Anonymität hebt und ihm die Züge seine Subjektivtät verleiht. Die Illusion der Wirklichkeit ist die Ursache eines leiderfüllten Daseins, lehrt der Buddhismus, das allein durch die Unkenntnis (ind. avidyã) über die wahre Natur der Wirklichkeit entsteht. Alle Probleme des modernen Menschen entstehen aus den Illusionen, die er sich über sich selbst, seine Umgebung und seine Existenz macht. In einer Episode in dem Roman Pu baut ein Haus entschließen sich Pu und Ferkel für I-Ah ein Haus an einen geschützten Platz zu bauen. Als willkommenes Baumaterial verwenden sie einen, am Waldrand aufgestapelten Haufen Stöcke, woraus sie das Haus bauen. Als I-Ah später seinen Haufen Stöcke, das heißt sein Haus, nicht mehr findet, macht er sich auf die Suche danach und trifft auf Pu und Ferkel: